Bücher verschenken, geht doch eigentlich immer. Ich hab hier mal eine
kleine Sammlung an Büchern zusammengestellt, die ich in diesem Jahr wirklich
gerne gelesen habe. Darunter sind Geschichte zum Lachen, was für den Kopf und
auch etwas zum Eintauchen und Schmöckern.
Wo steckst du, Bernadette – Maria Semple
Bernadette
war mal eine Staranwältin, aber das liegt schon lange zurück. Mittlerweile
redet sie nur noch ungern mit anderen Menschen, verlässt auch nur unter Zwang
das Haus und hat sich daher online eine indische Sekretärin gebucht, die für 0,75
Dollar die Stunde alles für sie organisiert und regelt. Bernadette ist arrogant
und schrullig – und trotzdem irgendwie liebenswert, und dann eben plötzlich
verschwunden. Ihre 15-jährige Tochter Bee macht sich auf die Suche. Erzählerisch
ungewöhnlich anders, mit schrägen Figuren und viel Witz und Ironie. Ich mag
diese Familie!
Die letzten Entdecker – Naomi J.
Williams
1785 hat der
französische König zwei Schiffe losgeschickt, die Gegend um den Pazifik zu
erforschen, um das französische Kolonialreich zu vergrößern. Beide Schiffe sind
nicht mehr zurückgekommen. Naomi J. Williams hat einen Roman über die La
Perouse Expedition geschrieben. Es ist eine Geschichte voller Abenteuer,
Neugier und Reiselust. Vor allem ist es aber auch ein Buch über Menschen,
denn auf die hat die Autorin ihren Fokus gerichtet, auf die Mitreisenden und auch
auf die Bekanntschaften an Land. Und damit ist es auch ein Buch über Angst,
Machtspielchen, Vorurteile und Sehnsucht. Spannend und atmosphärisch erzählt.
Nirvana – Adam Johnson
Für seinen
Nordkorea-Roman „Das geraubte Leben des Waisen Jun Do“ hat Adam Johnson 2013
den Pulitzer Preis gewonnen, mit „Nirvana“ veröffentlicht er einen Storyband,
in dem die Protagonisten alle irgendwie nach Erlösung suchen – von ihrem
Schmerz, von ihrer Vergangenheit oder auch von ihrem Schicksal. Dieses Thema
wird in jeder der sechs Geschichten ganz unterschiedlich angegangen und dabei
sind die Hauptfiguren nicht immer Opfer, sondern manchmal auch auf gewisse Art auch „schuldig“.
Einmal geht es um einen Pädophilen, der versucht gegen seine Neigung
anzukämpfen, in einer anderen Geschichte geht es um einen ehemaligen Leiter
eines Stasi-Gefängnisses. Adam Johnsons Geschichten sind mutig, fesselnd,
überraschend und trotz ihrer Kürze sehr komplex angelegt. Dies ist auf jeden
Fall ein Buch, das nachwirkt!
Love Letters to the Dead – Ava Dellaira
Laurel soll für den Englischunterricht einen Brief an eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Sie schreibt an Kurt Cobain. Er war der Lieblingssänger ihrer verstorbenen Schwester. Bei diesem einen Brief bleibt es aber nicht: Sie schreibt an Janis Joplin, Jim Morrison, Judy Garland und auch an Amy Winehouse. Den Toten kann sie alles anvertrauen, von ihnen fühlt sie sich irgendwie verstanden. Es ist eine Geschichte über Trauer, über schwere Schicksalsschläge, aber auch über die Entscheidung fürs Leben und die erste große Liebe. Glaubhaft erzählt, mit viel Gefühl und einigen überraschenden Wendungen. Ein richtiges Herzbuch!
Die Stellung – Meg Wollitzer
Dinge, die
man als Kind nicht unbedingt erleben möchte – seine Eltern beim Sex erwischen.
Es geht aber noch schlimmer. In diesem Buch müssen vier Kinder damit fertig
werden, dass ihre Eltern einen sehr persönlichen Sex-Ratgeber rausbringen. Sie haben
darin nicht nur ihre Lieblingsstellung haarklein beschrieben – sie haben für
diesen Ratgeber auch noch selbst Modell gestanden. Jedes der Kinder ist mit
diesem Sex-Trubel anders umgegangen, aber so komplett glücklich ist als
Erwachsener eigentlich keiner von ihnen: Drogen, Minderwertigkeitskomplexe,
Depressionen, Potenzprobleme. „Die Stellung“ ist ein Familienroman, der im
Grundansatz schon sehr komisch und abgedreht ist, aber dann im großen Ganzen
auch recht tragisch. Und Meg Wolitzer ist eine wahnsinnig gute Beobachterin, die jede ihrer Figuren super ausgepfeilt hat und glaubhaft rüberbringt.
Räusper –
Max Goldt
Der Alltag
steckt voller Absurditäten und Max Goldt findet sie alle. Für seine
Textsammlung „Räusper“ hat er Comicstripes von Max und Goldt zu kleinen Dramen
umgemodelt. Da geht es mal um den herrschenden Hipsterwahn, dann um eine Mutter,
die von ihrem Sohn genötigt wird einen vegangen Kuchen zu backen und in wieder
einer anderen Szene weiß
eine Stadt nicht, wie sie mit einem gaukelnden Holocaustleugner aus der
Einkaufsstraße umgehen soll. Zu empfehlen ist dieses Buch allen, die auf
intelligenten Witz stehen, der allerdings auch manchmal recht bizarr
rüberkommt. Ich finds ja großartig – vor allem, weil Max Goldt nicht zwanghaft
auf Pointe zielt, sondern manchmal die Szenen auch einfach unaufgelöst in ihrer
Absurdität stehen lässt. Max Goldt beobachtet, überspitzt, provoziert und
unterhält auf sehr hohem Niveau – auch bei Buch Nr. 28. Volle Empfehlung!
Maria Semple: Wo steckst du, Bernadette? btb. 384 S. 9,99 €
Naomi J. Williams: Die letzten Entdecker. Dumont Verlag. 496 S. 24,99 €
Adam Johnson: Nirvana. Stories. Suhrkamp. 262 S. 19,95 €
Ava Dellaira: Love Letters to the Dead. cbt. 416 S. 17,99 €
Meg Wolitzer: Die Stellung. Dumont Verlag. 368 S. 19,99 €
Max Goldt: Räusper. Rowohlt. 176 S. 19,95 €
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