Sie fliehen aus ihrer Heimat, weil sie dort in Gefahr sind und kommen zu uns, weil sie Schutz suchen und auf ein besseres Leben hoffen. Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Deutschland. Ohne richtiges Gepäck kommen sie an und werden in Notunterkünften untergebracht – Feldbett neben Feldbett bis die Sporthalle voll ist. Wir kennen diese Bilder alle aus den Nachrichten, aber für die meisten von uns heißt es doch immer nur DIE Flüchtlinge, wenn wir mal ehrlich sind. Wer sind die Menschen hinter diesem Wort? Das Buch „Die Hoffnung im Gepäck“ will eine Antwort geben.
Das Buch ist das Ergebnis
eines Projekts zugunsten der Münchner Flüchtlingshilfe Refugio. Autoren haben sich mit Flüchtlingen getroffen, sich deren Geschichte erzählen
lassen und sie dann aufgeschrieben, auf ganz unterschiedliche Art. In diesem
Buch gibt es Portraits, Gedichte, kurze Berichte und auch abgedruckte Collagen.
Die Autorin und Regisseurin Doris Dörrie hat zum Beispiel mit dem 18-jährigen
J, der mit seiner Familie aus dem Iran geflohen ist, Collagen geklebt – zu
seinen Ängsten, seiner Vergangenheit und seinen Wünschen für die Zukunft.
Neben Doris Dörrie haben unter
anderem auch Uwe Timm, Friedrich Ani, Albert Ostermeier, Lena Gorelik und
Lilian Loke bei diesem Projekt mitgemacht. Sie alle, das merkt man beim Lesen,
sind mit viel Feingefühl und Respekt an die Sache herangegangen. Hier werden
keine Menschen bloß gestellt und hier wird auch nicht gekünstelt auf
Mitgefühl-Jagd gegangen. Hier werden Schicksalsgeschichten erzählt, die das gar
nicht nötig haben.
Lilian Loke hat eine junge Frau aus
Sierra Leone getroffen. In ihrer Heimat hat sie mit ihrer Mutter und
ihrem Sohn in einem kleinen Dorf gelebt. Ihre Mutter hatte dort ein goßes
Ansehen, denn sie war dafür zuständig, die jungen Mädchen aus der Gegend zu
beschneiden. Nach ihrem Tod sollte ihre Tochter ihr Erbe antreten, aber sie hat
sich geweigert und wurde daraufhin aufs Übelste gefoltert – es hieß: entweder
du machst das oder du stirbst. Mit Hilfe einer Deutschen hat sie es nach
München geschafft, wobei sie hier dann erst einmal an einen ganz üblen Mann
geraten ist. Mittlerweile leben sie und ihr Sohn in Sicherheit!
Ich habe
ein neues Leben angefangen hier in Deutschland. Das Leben ist voller Höhen und
Tiefen, aber es ist wichtig, niemals die Hoffnung aufzugeben. Ich zähle nicht
die Tiefen, die liegen hinter mir. Ich bin zufrieden, denn ich habe so viel
geschafft. Ich habe es so weit geschafft. Manchmal sage ich zu mir, wenn ich
mir einen neuen Namen geben könnte, dann würde ich Armstrong nennen. Weil ich
stark bin.
(Eine
Geflüchtete aus Sierra Leone)
Wenn ich solche Worte lese, dann
läuft mir ein kalter Schauer über die Haut und ich spüre Bewunderung. Hier
erzählen Menschen, die nicht aufgegeben haben, sondern gekämpft haben und das
macht Mut. Es ist ein tolles Projekt und ein tolles Buch über mutige Menschen
und jedes dieser Schicksale hat es verdient erzählt und vor allem auch gelesen
zu werden.
Cornelia von Schelling, Andrea Stickel (Hrsg): Die Hoffnung im Gepäck. Begegnungen mit Geflüchteten. Allitera Verlag. 166 S. 14,90 €
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