Jessica will Tom, Tom will Jessica und trotzdem ist ihre
Beziehung zum Scheitern verurteilt. Warum? Weil es vielleicht von Anfang an
nicht gepasst hat? Die Autorin Johanna Adorján versucht in ihrem Roman zu
verstehen, warum wir so oft an den falschen Partnern festhalten und warum wir uns in Beziehungen verlieren, die uns ganz offenbar nicht gut tun.
Die Ich-Erzählerin Jessica ist hin und weg, als sie Tom das
erste Mal sieht. Er ist Musiker und gehört zu den Menschen, die sobald sie in den
Raum kommen, alle Blicke auf sich ziehen. Jeder will sich mit ihm unterhalten,
jeder will sein Freund sein. An einem Abend hat er aber nur Augen für Jessica.
Die Liebesgeschichte zwischen Jessica und Tom beginnt ganz vielversprechend mit
Kribbeln und Herzklopfen, aber spätestens als Jessica erfährt, dass Tom immer
noch Sex mit seiner Ex hat, hätte es eigentlich Klick machen müssen, stattdessen
schluckt sie es einfach – Tom ist halt ein Freiheitsliebender Mann, der kann
gar nicht anders. Freiheit, Liebe und Partnerschaft – wie stehen diese Dinge
zueinander? Und kann eine Partnerschaft funktionieren, wenn man da
unterschiedlicher Auffassung ist?
„Wenn
wir zusammen waren, hatte ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Nicht ein
einziges Mal sah er auf sein Telefon oder schien in Gedanken woanders […]. Doch
genauso konsequent war er dann auch wieder weg. Er […] ging durch die Tür – und
dann hörte ich zwei bis drei Tage nichts von ihm.“
Die Beziehung von Tom und Jessica wird also scheitern und
mit dieser Information habe ich gerade nicht das Ende des Romans gespoilert. Denn dies erfährt der Leser schon direkt auf den ersten Seiten und damit ist
klar, dass dieses Buch mehr will als die klassischen Happy-End
Liebesgeschichten im Stile Hollywoods, die über die Frage „Kriegen sie sich
oder kriegen sie sich nicht?“ nicht hinauskommen. Johanna Adorján
geht es um die Frage, warum wir manchmal Beziehungen führen, die nicht gut für
uns sind. Und um das zu zeigen, lässt sie Jessica leiden.
Natürlich macht es keinen Spaß Jessicas Leidensweg zu
lesen, gefesselt war ich aber trotzdem und ich glaube, das liegt daran, weil
man sich auch selbst in der Geschichte entdeckt – wir waren doch alle schon mal
in die falsche Person verliebt und wollten es nicht wahrhaben. Und so ist es
eben auch bei Jessica: Tom ist ein selbstverliebter Idiot. Er will Jessica in
seinem Leben, allerdings nicht so ganz und Jessica will es einfach nicht sehen.
Es ist die Hoffnung auf Liebe, auf Zweisamkeit, die sie dazu verleiten, Tom und
sein Verhalten zu idealisieren.
Johanna Adorján erzählt die Geschichte von Jessica und Tom ganz unaufgeregt
und trotzdem leben ihre Figuren, Szenen und Dialoge richtig. Sie schafft es,
dass du als Leser eine enorme Nähe zur Hauptfigur Jessica aufbaust, was
natürlich auch daran liegt, dass sie die Ich-Erzählerin der Geschichte ist und
du Jessicas Liebe und Schmerz so ganz „ungefiltert“ erlebst. „Geteiltes
Vergnügen“ ist ein Buch, das weh tut, es ist
aber auch ein Buch, das Hoffnung macht, weil es neben dem ganzen Leid hier auch um Mut geht - Jessica hat den Mut, sich zu befreien und ihrem eigenen Glück
wieder eine größere Bedeutung zu schenken.
Johanna Adorján: Geteiltes Vergnügen. Hanser Berlin. 203 S. 19.90€
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